
Der aufgeblasene Kaffeebeutel
Vor einiger Zeit erhielten wir folgende Nachricht: «Ich bin grosser Fan vom Adrianos Kaffee und froh, den Onlineshop entdeckt zu haben. Schon vorher habe ich den Kaffee jeweils im Loeb gekauft. Ein dort gekauftes Paket Bohnenkaffee hat sich ungeöffnet stark aufgebläht. Kann ich diesen Kaffee trotzdem noch brauchen oder lässt die Gasbildung darauf schliessen, dass gewisse Bohnen verdorben sind?»
Gleich vorab zur allgemeinen Beruhigung: Auch wenn sich der Beutel wie ein Ballon kugelrund aufgeblasen hat, der Kaffee ist nicht schlecht geworden (im Gegenteil!) und platzen wird der Beutel ebenfalls nicht. Somit ist das Risiko einer «Bohnenbombe» ausgeschlossen, versprochen!
Doch wieso bläht sich der Beutel nach einigen Tagen ab Röstdatum derart auf und wieso passiert das nicht bei allen Bohnensorten und Verpackungstypen? Diesem Mysterium wollen wir in diesem Beitrag auf den Grund gehen und Klarheit schaffen.

Röstprozess und Ausgasen des Kaffees
Fangen wir beim Röstprozess an, denn dort findet sich der Ursprung eines chemischen Prozesses, der noch lange nach der Röstung seine Spuren hinterlässt.
Während des Röstvorgangs entstehen grössere Mengen an Kohlendioxid (CO2), von dem ein grosser Teil nach der Röstung in der Bohne gebunden ist und über die Folgetage und Wochen langsam abgast. Dieser Reifeprozess spielt eine entscheidende Rolle bei der Alterung von Kaffee und hat eine grosse Auswirkung auf den Geschmack und das Mundgefühl.

Der Reifeprozess ist der Zeitraum, ab dem der Röstkaffee nach der Röstung sein optimales Potential entwickelt. Das gebundene CO2 in der Bohne wird besonders in den ersten Tagen nach der Röstung kontinuierlich abgegeben, man spricht vom «Ausgasen» des Kaffees.
Würde man den Kaffee direkt ab der Rösttrommel trinken wäre er sehr unausgeglichen, harsch und kratzend.
Bereits nach wenigen Tagen, je nach Röstgrad und Varietät der Bohne, ist der Kaffee genussfertig und kommt in den Verkauf. Wir lagern unsere Bohnen nach dem Rösten für mindestens 5 Tagen in blauen Obstfässern, verschliessen die Deckel aber nicht luftdicht, damit das Kohlendioxid entweichen kann. Gleichzeitig kann kein Sauerstoff an den Kaffee herankommen und eine Oxidation der Kaffeefette und -öle ist somit nicht in Gefahr.

Unser Verzicht auf Einwegventile
Mit dem CO2 verschwinden flüchtige Aromaten aus der Verpackung, die wir auf keinen Fall verlieren wollen, da sie zum Geschmacksbild unserer Kaffees dazugehören. Ebenfalls kann es gut sein, dass die Einwegventile ein wenig Sauerstoff in den Beutel hineinlassen und damit die Frische und Qualität negativ beeinflussen.
Seit es Adrianos Coffee gibt verzichten wir deshalb bewusst auf Einwegventile, die bei vielen anderen Röstereien zum Einsatz kommen.
Nach der Fasslagerung kommen unsere Bohnen in den Adrianos Kaffeeladen, wo sie nach Bedarf in Kaffeesilos umgefüllt werden und weiter ausgasen können. Je nach Bestellvolumen und der täglichen Vorliebe unserer Kunden werden sie sofort abgepackt.
Ist also ein Kaffee zu wenig ausgegast und hat dadurch noch gebundenes CO2 in sich, kann sich die verschweisste Packung aufblähen und droht im Auge des Betrachters zu platzen.

Die richtige Kaffeelagerung
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, was ich mit meiner Verpackung anstellen kann, falls das Unbehagen zu gross wird:
- Beutel öffnen, Kohlendioxid entweichen lassen und den Kaffee in den nachfolgenden Tagen konsumieren.
- Mit einer dünnen Nadel ein Loch in den Boden des Beutels machen, da Kohlendioxid schwerer ist als Sauerstoff entweicht es nach unten, aber nur solange welches freigesetzt wird, danach kann der Sauerstoff wieder eindringen.
- Den Beutelinhalt in eine Vakuumdose umfüllen, z.B. in die Adrianos Airscape Dose, wo er für bis zu 2 Monaten sauerstofffrei gelagert werden kann.
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Je länger der Kaffee geröstet wird, umso mehr CO2 wird freigesetzt. Robusta Bohnen haben ebenfalls einen höheren CO2 Anteil. Deshalb sind meistens die Dark Robusta Mischungen und die gleichnamigen Pads mehr aufgebläht als unsere anderen Kaffees.
Fazit: ein aufgeblasener Kaffeebeutel deutet auf Frische hin! Das CO2 in der Packung hält den Kaffee länger frisch, da es den Sauerstoff verdrängt.
Am Röstdatum auf der Etikette kannst du dich orientieren wann der Kaffee geröstet wurde. Ist übrigens auch ein Qualitätsmerkmal wenn man das Alter der Bohne zurückverfolgen kann. MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) sind in der Industrie Standard und haben auf einer Spezialitätenrösterei-Verpackung nichts zu suchen!
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