
Wissenswertes aus dem Coffee Farm Training
Vanessas Kaffeetraining auf einer Kaffeefarm in Nicaragua beinhaltete nicht nur schöne Impressionen, es war vielmehr harte Arbeit. Was sie an Kaffeewissen mit nach Hause genommen hat, verrät sie nun im zweiten Teil ihres Erlebnisberichtes!
Nach nur fünf Tagen Intensivtraining kehrte ich voller Begeisterung und Elan zurück nach Hause. Nichtsdestotrotz machte sich auch eine Müdigkeit breit, die nicht nur dem Jetlag zu verdanken war, sondern vielmehr den vielen tollen Eindrücken (nachzulesen im ersten Teil meines Erlebnisberichtes) und dem umfangreichen Wissen, welches wir uns in kürzester Zeit angeeignet hatten. Zum Glück habe ich einiges dokumentiert, und kann so das Gelernte nun mit euch teilen.
Kaffeestrauch und Blattkrankheiten
Das A und O des Kaffeepflückens ist ein gesunder Baum und gesunde Blätter. Schliesslich resultiert ein guter Ertrag nur aus einem Baum, der genug Energie dafür aufbringen kann. Damit man die Krankheiten und Schäden erkennt, gilt es: Blätter sammeln und analysieren.
So zum Beispiel habe ich gelernt, dass ein Blatt, welches im Zentrum gelblich ist, auf einen Magnesiummangel deutet. Ist das Blatt angefressen, dann war ein Insekt am Werk. Sind Art Brandflecken zu sehen, dann sind dies Anzeichen von «ojo de gallo», also einer Blattkrankheit, die sich rasch ausbreitet, wenn die Pflanze zu wenig Licht erhält, somit keine Photosynthese stattfinden kann.
Wenn der Baum keinen Ertrag mehr abwirft, dann hilft nur noch das ausgraben samt Wurzel und Platz schaffen für einen neuen, gesünderen Baum.

Kaffeekirschen beurteilen
Nicht nur die Blätter werden bis ins Detail analyisiert, sondern auch die Hauptakteurin: die Kaffeekirsche! Unter anderem folgende Schäden erkennt man aufgrund ihrer Merkmale:
Grüne, helle und orangefarbene Kirschen sind unreif und sollten nicht abgelesen werden. Sind die Kirschen schon aufgeplatzt (oder überaus dunkel), deutet dies im Gegenzug auf Überreife hin. Diese müssen unbedingt abgelesen werden, da sie sonst auf den Boden fallen würden und dies ein gefundenes Fressen für die Käfer sein würde.



Kaffee Aufbereitung
Honeyprocessed
Der sogenannte Honeyprocessed Kaffee wird zunächst «pulped» also die Kirsche aus dem Fruchtfleisch entnommen und dann in einem kontrollierten Umfeld fermentiert. Dadurch entsteht eine natürliche Süsse, da dadurch Zucker entsteht und die Kirsche in dieser Konsistenz im Anschluss getrocknet wird.

Natural
Im Gegensatz zum Honeyprocessed, wird die Kaffeekirsche im Ganzen getrocknet, ohne vorher das Fruchtfleisch entnommen zu haben. Der Trocknungsprozess dauert dabei ungefähr 1.5 Monate – je nach Klima. Wichtig ist, dass die Luft von oben und unten zirkulieren kann und so die Kirsche rundum trocknen kann. Nach dem Trockungsprozess wird sie «pulped» (dem Fruchtfleisch entnommen) und verliert so 50% des Ursprunggewichts.

Gewaschen und im Trocknungsprozess
Auf sog. Trocknungsterrassen werden die Bohnen ausgelegt und getrocknet. Wenn es zu regnen beginnt, muss man schnell sein und die Terrassen abdecken, damit keine Feuchtigkeit vordringt und so auch keinen Schimmel entstehen kann.

Zu guter Letzt: Stichproben
Mit diesem Metallstab wird die Qualität des Rohkaffees geprüft und dann klassifiziert. Pro Stichprobe werden ein paar Bohnen entnommen und geprüft, wie viele sogenannter «defects» zu finden sind. Das können zum Beispiel braune Stellen sein, Insektenbefall oder dergleichen.
Anhand 350g Rohkaffee musste ich nun mithilfe einer Skala die Klassifizierung vornehmen. Man rechne: in Matagalpa und bei 40 Tonne Kaffee täglich ein Knochenjob! Aber auch hier gilt «Übung macht den Meister».

Meine Coffee Farm Erkenntnis
Wie viel Arbeit in einer einzigen Tasse Kaffee steckt, wird mir nach diesen fünf Tagen erstmals so richtig bewusst. Natürlich hatten wir das grosse Glück, eine «Speciality Coffee» Farm besucht zu haben, auf der man sich für das Endprodukt besonders viel Zeit lässt. Das ist nicht überall der Fall. Die viele Pflege, Hingabe und die Liebe zur Natur und dem Endprodukt der Farmarbeiter haben mich schwer beeindruckt und ich trinke seither jeden Schluck Kaffee mit grosser Wertschätzung und um einiges bewusster. Darüber hinaus kann ich nun auch unsere Kunden im Kaffeeladen und in den Hombarista-Kursen viel ausführlicher Auskunft geben und freue mich jedes Mal aufs Neue das Erlernte nun auch weitervermitteln zu können.
TEIL 1: COFFEE FARM TRAINING IN NICARAGUA
Unsere Kaffeeladen Mitarbeiterin Vanessa zu Besuch auf einer Kaffeefarm in Nicaragua. Was eine Woche Intensivtraining beinhaltet und was Vanessa in der Zeit alles so erlebt hat, erzählt sie nun im ersten Teil ihres Erlebnisberichtes.

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