
Preisanpassungen 2022
Du hast es bestimmt schon aus der Presse erfahren oder in den News gesehen: Die internationalen Kaffeepreise sind so hoch wie seit 10 Jahren nicht mehr – und dies betrifft nun auch Adrianos Coffee sowie Adrianos Bar & Café, Playground und VERSA. Damit du verstehst, was die Hintergründe und Ursachen sind, haben wir recherchiert, mit unseren Produzent*innen im Ursprung gesprochen und den Markt analysiert.
Transparenz gilt für uns nicht nur im Einkauf, sondern auch in der Kommunikation. Deshalb erfährst du hier und jetzt, was unsere Gedanken und Überlegungen zur aktuellen Preisanpassung sind und warum wir jetzt diesen Schritt in unseren Bars und im Detailhandel sowie Onlineshop gehen müssen.
Corona: die Nachwirkungen
Wir in der Schweiz (er)leben mittlerweile wieder den normalen Alltag, weit weg von Maskenpflicht und Impfnachweis. Corona ist zwar noch immer in all unseren Köpfen präsent, doch kaum noch Tagesthema. Nicht so bei der internationalen Logistik, vor allem bei der Schifffahrt.
Vor Corona hatten die Schiffe einen geregelten Fahrplan, ähnlich den Zügen. Die Ozeanriesen fuhren von A nach B und wieder zurück. Dies änderte sich schlagartig im Verlauf der Pandemie. Neue Handelsflüsse wurden aus dem Boden gestampft. Plötzlich waren individuelle Fahrten an der Tagesordnung, geschlossene Häfen, fehlende Arbeitskräfte zum Entladen und politische Massnahmen zur Eindämmung des Virus führten zu diesem Richtungswechsel.
Die Verteilung der Container in den Häfen geriet aus dem Gleichgewicht und so wurden sie zum wertvollen Stückgut, was natürlich auch die Containerpreise in die Höhe schnellen liess. Kostete ein Container für 300 Sack Kaffee von Brasilien nach Hamburg vor zwei Jahren noch CHF 1200, sind es nun CHF 3200, also fast eine Verdreifachung des Preises.
Zur gleichen Zeit nutzten die Reedereien die Coronazeit zur Erneuerung ihrer Flotten. Damit sie die internationalen CO2-Emissionsziele einhalten können, wurden sie gezwungen, in neue Schiffe mit ökologischeren Motoren zu investieren, welche die neuen Grenzwerte einhalten. So waren neben den spärlich verfügbaren Containern auch plötzlich weniger Schiffe auf See. Weniger Ozeanriesen mit gleichem Transportvolumen = die Preise klettern nach oben. Die Frachtkosten explodierten förmlich, Schiffe kehrten kurz nach dem Auslaufen in den Ursprungshafen zurück, löschten einen Teil ihrer Fracht und nahmen gleichzeitig Neue auf, nur weil ein höherer Preis bezahlt wurde. Crazy!
Das alles führte zu massiven Verspätungen und Überlastungen der Häfen. Mittlerweile hat sich die Lage etwas stabilisiert, doch sind Verzögerungen von bis zu drei Monaten leider immer noch an der Tagesordnung. Das Spüren auch wir, gewisse Kaffees waren kurzfristig nicht verfügbar oder sind noch immer unterwegs. So zum Beispiel Kaffee aus Brasilien, der 14 Wochen nach dem geplanten Termin kam und so mussten wir notfallmässig Kaffee dazukaufen.
Der Klimawandel und die Inflation
Vor lauter Corona und allen anderen Weltgeschehen haben wir den Klimawandel schön auf die Seite geschoben. Nicht so in Brasilien.
Als weltweit grösster Kaffeeproduzent mit einem Volumen von über 3'000'000 Tonnen(!) ist Brasilien die Achillessehne der Kaffeeindustrie. Die Preise sind verhältnismässig tief, die Anbauregionen gross und die Farmer*innen sind unabhängig und vermarkten sich selbst. Die klimatischen Bedingungen sind ideal, wenn sie denn konstant sind. Dies änderte sich im Sommer 2021.
Nach einer langen Dürre fiel in der Nacht vom 12. Juli 2021 in vielen Anbauregionen Schnee, die Temperaturen gerieten in den Minusbereich. Ein Desaster. Viele Farmer*innen verloren ihre komplette Ernte oder grosse Teile davon. Man spricht von bis zu 15 % Ernteeinbussen, aufs gesamte Land gesehen. Und auch die Kaffeepflanzen wurden beschädigt. So sehr, dass in den Folgejahren mit einer reduzierten Ernte gerechnet werden muss.
Das lockte Spekulant*innen an, wo jede*r ein möglichst grosses Stück des Kuchens abbekommen möchte. Und so hat sich der Kaffeepreis pro Pfund/Dollar auf dem sogenannten «C-Markt» nahezu verdoppelt.
Doch ein Übel kommt selten allein.
Neben Dürre, Frost und Corona kommen nun auch noch wirtschaftliche Aspekte hinzu. Die steigende Inflation treibt die Zinsen von Krediten in astronomische Höhen. Über 20 % Zinsen werden den Produzent*innen für ein kleines Darlehen aufgebrummt. Zum Überleben reicht das nicht, viele kleine Farmen werden verkauft oder gehen in den Konkurs. Der Preis für Düngemittel ging ebenfalls in die Höhe und mit Russland als grössten Düngemittelhersteller hat sich die Lage mittlerweile noch mehr zugespitzt.
Die Löhne für die Pflücker*innen sind ebenfalls gestiegen, die Jute für Kaffeesäcke ist teurer geworden und die Logistikkosten für den Transport von der Farm zum Hafen ging proportional ebenfalls in die Höhe.
Wie du nun wohl schon selbst erkennst: die Kosten entlang der ganzen Kaffeekette steigen. Und die Inflation trägt einen grossen Teil dazu bei. Wenn die inländische Währung an Wert verliert und die Einkaufspreise für Dünger, Maschinen und sonstige Importprodukte in Dollar abgerechnet wird, verlieren die vielen Kleinproduzent*innen Geld. Der Weg zur Bank und somit zu einem überteuerten Mikrokredit ist unumgänglich.
Der Rattenschwanz beginnt und nimmt kein Ende.
So kommt hinzu, dass in vielen Binnenländern der Einsatz von Pflücker*innen aufgrund der erschwerten Einreise dazukommt. Die reifen Kirschen können nicht rechtzeitig gepflückt werden. Der Zeitmangel schlägt sich auch auf die Kaffeequalität aus. Die Nachfrage nach Pflücker*innen lässt die Löhne steigen. In einigen Ländern werden doppelte Gehälter bezahlt als noch im Jahr zuvor.
Fassen wir kurz zusammen:
Corona, die Binnenmigration, das Klima, die weltweite Inflation, der Krieg, die Spekulationen, die Logistik, die gestiegenen Löhne und die höheren Energiekosten beeinflussen den momentanen Kaffeepreis entlang der Kaffeekette. Von der Börse, und wie sich der Preis dort verändert hat, haben wir noch gar nicht im Detail gesprochen. Weil es uns als direkt handelnde*r Kaffeeimporteur*in nicht gross tangiert. Und doch spüren wir den Einfluss ebenfalls, da sich die Produzent*innen natürlich auch am Weltmarktpreis orientieren und ihre Preise angepasst haben.
Rohstoffe und Energiekosten
Zurück in die Schweiz. Auch hier ist einiges im Gange.
Der Gaspreis ist in den letzten sechs Monaten konstant in die Höhe geklettert und weiterhin am Steigen. Der Ukraine-Konflikt trägt da seinen Teil dazu bei. Verpackungsmaterialien sind knapp, vor allem Papier und Karton. Zum Glück konnten wir letztes Jahr noch einen Jahresbedarf von unseren Kaffeebeuteln ordern.
An die Benzin- und Dieselpreise haben wir uns mittlerweile gewöhnt, wenn der Liter unter CHF 2.20 fällt, erscheint das schon als günstig. Noch vor einem Jahr kostete der Liter Benzin CHF 1.60. Wir haben hier also eine Steigerung von 40 %.
All diese Faktoren beeinflussen schlussendlich unseren effektiven Kaffeepreis. Als Beispiel dazu nehmen wir unseren Candelaria Kaffee aus Costa Rica. Seit 24 Jahren arbeiten wir mit Hanspeter Aeberhard zusammen und pflegen eine freundschaftliche und transparente Geschäftsbeziehung. Anfang dieses Jahres informierte Hanspeter uns über die Preisanpassung mit folgender Begründung:
«Aufgrund Corona und geschlossener Grenzen konnten zu wenig Pflücker*innen ins Land einreisen. So mussten die Angestellten im Büro auf der Plantage mithelfen. Strenge Kontrollen durch die Staatsbehörden erschweren die Ernte vor Ort, welche weder supergut noch schlecht war. Die Pflücker*innen verdienen einen höheren Ansatz pro gepflückte Cajuela (Korb) und der Transport zum Hafen ist aufwendiger geworden. Zudem richten auch wir uns nach dem Börsenpreis und passen unsere Preise mit den zusätzlichen Herstellungskosten an».
Der Preis-Vergleich
Somit kostet die neue Ernte 2022 von unserem Candelaria pro Kilo FOB (FreeOnBoard) $8.20 – statt wie bisher $5.85. Wenn der Container dann in Basel eingetroffen ist, was in ein paar Wochen der Fall sein sollte, hat sich der Preis auf knapp $10 erhöht. Der Strassentransport von Basel nach Bern verschlingt noch einmal 50 Rappen, womit wir bei einem Endpreis von ca. CHF 10.40/Kilo landen.
Als Vergleich: Im Vorjahr haben wir CHF 7.15 bezahlt – 32 % weniger als im aktuellen Jahr.
Fast alle Kaffees aus unserem Standardsortiment sind im Ursprung und vor allem in der Logistik teurer geworden. Verdienen tut leider im seltensten Fall der*die Bäuer*in. Die grossen Gewinner sind die grossen Reedereien und die Spekulanten. Verlierer*innen sind die kleinen Produzent*innen, welche ohne Mikrokredit ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können und so in er Schuldenfalle landen. Aus diesem Grund ist es für uns als Rösterei selbstverständlich eine Ernte von unseren Partner*innen vorzufinanzieren, solange es unsere Liquidität zulässt.
Wir importieren immer die gesamte Jahresmenge pro Kaffeesorte, was Sicherheit gibt, aber auch ein gewisses Risiko mit sich bringt. Organisches Wachstum kann man zwar planen und steuern, doch weiss man nie, wie die Nachfrage im Tagesgeschäft aussieht. Und so kann es passieren, dass uns ein Kaffee ausgeht oder wir viel zu viel an Lager haben.
Die Konsequenz
Die letzten zehn Jahre waren richtig gut. Vor allem für uns Röstereien. Tiefe Einkaufspreise und humane Logistikkosten haben vor allem bei Grossröstereien saftige Gewinnmargen generiert. Nun wird reagiert. Im Detailhandel, bei den grossen Riesen, wurden Anfang dieses Jahres Preiserhöhungen von 10 % gemacht.
Weil wir dir weiterhin nur die beste Kaffeequalität und den gewohnten Service bieten möchten, werden wir auf den 8. Juli 2022 unsere Kaffeepreise anpassen. In der Gastronomie und im Detailhandel. Dort, wo es betriebswirtschaftlich erforderlich ist. Im Schnitt wird ein Kilo Adrianos Kaffee um CHF 0.5 bis CHF 1.50 teurer. Diese minimale Anpassung können wir uns nur deshalb erlauben, weil wir mit unseren Kaffeebars die gesamte Kaffeewertschöpfungskette abdecken.
ABER: Wir führen auch Anpassungen nach unten an und werden zukünftig zwei Kaffees günstiger anbieten können.
UND: Weil diese Einflüsse nicht nur den Kaffeemarkt betreffen, wirst du auch bei anderen Produkten in unseren Bars Anpassungen bemerken.
Danke für dein Verständnis und deine Treue, wir geben Vollgas, um dich weiterhin mit aussergewöhnlichem Spezialitätenkaffee und unserem persönlichen Service zu versorgen, promise!
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